Offene Worte

DFB-Weltmeister schockt mit Geständnis

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In einem Interview packt er aus, wie kaputt der Fußball seines Stars macht.

Es ist sein 15. Jahr im Profi-Fußball - und das letzte: Per Mertesacker hat keinen Bock mehr, wie er sagt. Er beendet im Sommer die Karriere. Dass er bis dahin bei Arsenal nur mehr sporadisch zum Einsatz kommen wird, würde an einigen Kollegen nagen. Nicht so am baumlangen Innenverteidiger!

"Alle sagen, ich solle das letzte Jahr richtig auskosten. Aber: Am liebsten sitze ich auf der Bank, noch lieber auf der Tribüne", gesteht er im Spiegel-Interview. "Irgendwann realisierst du, dass alles eine Belastung ist, körperlich und mental. Dass es null um Spaß geht, sondern dass du abliefern musst, ohne Wenn und Aber."

Der Erwartungsdruck habe ihn speziell bei der Heim-WM 2006 "aufgefressen". Für Deutschland war es ein Sommermärchen. Für Mertesacker ein "ständiges Horror-Szenario, einen Fehler zu machen, aus dem ein Tor entsteht". Das Halbfinal-Aus gegen Italien sei letztlich, so absurd das klingen mag, eine Erleichterung gewesen!

"Klar war ich auch enttäuscht, als wir ausgeschieden sind, aber vor allem war ich erleichtert. Ich weiß es noch, als wäre es heute. Ich dachte nur: Es ist vorbei, es ist vorbei. Endlich ist es vorbei", plaudert Mertesacker aus dem Nähkästchen. Damals war er 21 Jahre jung. Nun, mit 33, freue er sich darauf, "zum ersten Mal in meinem Leben frei zu sein". Ein Gefühl, das er lediglich bei Verletzungen hatte.

Mertesacker will das "System angreifen"

"Es denken alle, es wäre ein Drama, wenn du ausfällst - ist es nicht", sagt er: "Denn es ist der einzige Weg, eine legitimierte Auszeit zu bekommen, mal raus zu sein aus der Mühle." Wie sehr der Fußball an ihm zehrte, offenbart folgende Aussage über die Minuten vor Anpfiff: "Ich muss einmal so heftig würgen, bis mir die Augen tränen."

All das fällt bald von ihm ab. Zukünftig möchte er als Leiter der Nachwuchsakademie des FC Arsenal allerdings das "System angreifen". Er wolle den Talenten beibringen, nicht alles auf die Profi-Karte zu setzen, die Schule nicht zu vernachlässigen.

Nach dem mutigen Interview hat Sky-Experte Lothar Matthäus Bedenken: "Wie will er einem jungen Spieler Professionalität vermitteln, wenn er sagt, dass da zu viel Druck ist? Das geht nicht."

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