Boykott

China: Tischtennis-Stars sorgen für Skandal

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Tischtennis: Chinas Superstars boykottierten Heim-Turnier.

Die chinesischen Tischtennis-Stars haben mit einem Boykott bei den China Open in Chengdu am Freitag für einen Skandal gesorgt. Mit Weltmeister Ma Long, Fan Zhendong und Xu Xin protestierten die drei besten Spieler der Welt bei ihrem Heimturnier gegen die Ablösung ihres chinesischen Cheftrainers Liu Guoliang.

Der Erfolgscoach war zuvor zum Vizepräsidenten des chinesischen Verbandes ernannt worden und musste deshalb seinen Trainerposten räumen. "Im Moment wollen wir nicht kämpfen, denn wir vermissen dich, Liu Guoliang", schrieben alle drei Stars identisch auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo. Auch das Publikum in Chengdu skandierte unermüdlich den Namen des Cheftrainers. Liu Guoliang, selbst zweifacher Olympiasieger in Atlanta 1996, hatte die chinesische Nationalmannschaft 2003 übernommen und zu unzähligen Erfolgen geführt.

Die chinesischen Behörden kritisierten das Vorgehen von Olympiasieger Ma Long und seiner Teamkollegen. In einer Aussendung des Sportministeriums am Freitag wurde den Nationalhelden eine "Verletzung der Berufsethik" sowie fehlender Patriotismus vorgeworfen. Außerdem sei ihr Startverzicht "ein Mangel an Respekt gegenüber dem Gegner und der Öffentlichkeit" gewesen. Der chinesische Tischtennisverband soll "diese Angelegenheit mit Strenge behandeln", hieß es in der Erklärung.

Entschuldigung nach Protest
Daraufhin veröffentlichte der chinesische Verband eine tief ideologische Erklärung, in der sich die Mannschafts-Olympiasieger für ihr Verhalten entschuldigten. "Wir sind tief betrübt und haben Gewissensbisse wegen dieses Vorfalls", hieß es darin. "Wir akzeptieren die Kritik aus allen Bereichen der Gesellschaft und entschuldigen uns bei allen Fans und Zuschauern. Wir, das chinesische Tischtennis-Nationalteam, werden unsere Lektion lernen und den Vorfall gründlich reflektieren. Während wir dafür kämpfen, exzellente Ergebnisse zu erzielen, werden wir uns auch mit ideologischem Denken stärken, zur harten Arbeit sowie zum unverwüstlichen Kampfgeist übergehen und für den Ruhm unseres Landes kämpfen."

Den Titel bei den China Open sicherte sich in Abwesenheit der heimischen Stars Dimitrij Ovtcharov. Der Weltranglistenfünfte setzte sich in einem dramatischen deutschen Finale gegen Timo Boll mit 4:3 nach Sätzen durch. Der 36-jährige Boll, der 2006 als bis dato letzter Nicht-Chinese die China Open gewonnen hatte, vergab im entscheidenden Satz vier Matchbälle. Im Halbfinale am Samstag hatte Boll das erst 13-jährige japanische Wunderkind Tomokazu Harimoto mit 4:1 besiegt.

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