Teilen

10 Zentimeter und 68 Sekunden: Last-Minute-Wahnsinn in Manchester.

Manchester City hat es wieder nicht geschafft. Englands Fußball-Meister muss weiter auf seinen ersten Finaleinzug in der Champions League warten. Weiter als bis ins Viertelfinale sind die "Citizens" in drei Jahren unter Startrainer Pep Guardiola noch nicht vorgedrungen. Das Aus am Mittwoch gegen Tottenham war nicht frei von Drama. Guardiola war aber darum bemüht, Haltung zu bewahren.
 
"Ja, es ist hart, es ist grausam, aber wir müssen es akzeptieren", sagte der Katalane nach einem 4:3-Spektakel, das für sein Team am Ende aufgrund der Auswärtstorregel zu wenig war. Tottenhams drittem Treffer war ein mögliches Handspiel von Fernando Llorente vorausgegangen. Der Schiedsrichter entschied nach dem Studium eines Videos aber auf Tor.
 

Videobeweis

Zu allem Überfluss erzielte City in der Nachspielzeit durch Raheem Sterling noch das vermeintliche 5:3, das zum Aufstieg gereicht hätte. Der Treffer wurde mit Video-Unterstützung aber zurecht wegen Abseits aberkannt. "Es war ein böses Ende", sagte Guardiola nach der Hochschaubahn der Gefühle. "Wir haben die Tore geschossen, die wir gebraucht haben. Aber Gratulation an Tottenham und alles Gute für das Halbfinale."
 
Für ihn selbst geht eine Durststrecke weiter. 2011 gewann Guardiola mit Barcelona zuletzt die Champions League. Seither hat er trotz zahlreicher nationaler Titel weder mit den Katalanen noch mit Bayern München oder ManCity das Endspiel im wichtigsten europäischen Clubbewerb erreicht. "Es war für jeden ein schönes Spiel", sagte Guardiola nach der Torgala gegen Tottenham. Das war am Ende aber nur ein schwacher Trost.
 

Duell der Underdogs

Tottenham bejubelte auch ohne den verletzten Topstar Harry Kane den ersten Halbfinal-Einzug seiner Champions-League-Geschichte, darf sich in der Vorschlussrunde zuerst zu Hause mit dem Überraschungsteam Ajax Amsterdam messen. Einen klaren Favoriten gibt es in den Duellen am 30. April und 8. Mai nicht. Beide Teams würden im Endspiel gegen den FC Barcelona oder Liverpool als Außenseiter gelten.
 
Mauricio Pochettino war das vorerst egal. "Meine Spieler sind Helden", meinte Tottenhams Coach. "Das ist der Grund, warum wir Fußball lieben. Wir haben großen Charakter und große Persönlichkeit gezeigt." Im Halbfinal-Hinspiel muss Pochettino neben Kane allerdings auch auf Son Heung-min verzichten. Der Südkoreaner, am Mittwoch Doppeltorschütze, fehlt wegen seiner dritten Gelben Karte im Bewerb gesperrt.
 

Revanche am Wochenende

Son sprach von einem "verrückten Spiel". Erleichtert über den nicht gegebenen Treffer von Sterling im Finish war vor allem Christian Eriksen, der mit einem völlig überflüssigen Rückpass die Chance eingeleitet hatte. "Ich muss der glücklichste Mann auf dem Planeten sein", sagte der Däne, neben den Innenverteidigern Toby Alderweireld, Jan Vertonghen und Davinson Sanchez einer von vier Tottenham-Profis mit Ajax-Vergangenheit.
 
City will der vergebenen Chance nicht zu lange nachtrauern. Am Samstag (13.30 Uhr) geht es in der Liga ausgerechnet gegen Tottenham um wichtige Punkte im Titel-Fernduell mit Liverpool. "Wir müssen aufstehen und eine Reaktion zeigen", forderte Guardiola. Nach dem CL-Aus will er dem Titel im Ligacup zumindest jene in der Premier League und im FA-Cup folgen lassen. Der Traum vom historischen "Quadruple" ist seit Mittwoch aber ausgeträumt.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.