Nach 2:3-Pleite

Jetzt gehen Leipzig-Stars aufeinander los

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Rangnick sinnierte angesichts erster Hälfte über Charakter seiner Spieler.

Ralf Rangnick war "extrem enttäuscht". Das Heim-2:3 seiner Leipziger zum Auftakt der Fußball-Europa-League im "Stallduell" mit Red Bull Salzburg hinterließ am Donnerstagabend einen Trainer, der nicht zuletzt am Charakter zahlreicher Spieler zweifelte. Auch die Kicker selbst sparten nicht mit Kritik untereinander. Klare Worte wie "Katastrophe", "inferior" oder "fast schon ein Skandal" fielen von ihrer Seite.

Vor allem die erste Hälfte, in der zwei Salzburger Tore fielen (20., 22.) hinterließ bei den Leipziger "Bullen" einen höchst bitteren Nachgeschmack. "Die erste Hälfte war ein Totalausfall auf zu vielen Positionen", befand Rangnick. Am Tag davor hatte er noch von der Favoritenrolle seiner Truppe gesprochen, gut 30 Stunden später sah er sich genötigt, über den Charakter zu sinnieren. "Ich stelle mich sonst gerne vor meine Jungs, aber das fällt heute nach dem Auftritt in der ersten Hälfte wirklich schwer", meinte der 60-Jährige. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass alle verstanden haben, was da auf uns zukommt."

Diego Demme zu "Bild": "Manche Spieler waren ganz woanders, haben nichts gezeigt, keine Einstellung gehabt. Es gibt keine Ausreden, das war eine Katastrophe. Wir Führungsspieler müssen jetzt mit dem Trainer sprechen, wie wir die Spieler wachrütteln."

Die Ex-Salzburger Konrad Laimer und Marcel Sabitzer, die über die gesamte Spielzeit im Einsatz waren, sahen es ähnlich. "Das war eine inferiore erste Hälfte, wo wir alles vermissen haben lassen. So schlecht wie schon lange nicht", erklärte Sabitzer. "Wir haben die ersten 45 Minuten komplett verschlafen, das war fast schon ein Skandal. Wir haben keine Lösungen nach vorne gehabt und keine fünf Pässe hintereinander zusammengebracht", konstatierte Laimer. Für Rangnick war aber eines zu sehen: "Bei den Spielern mit Salzburger Vergangenheit hat man gemerkt, dass sie dieses Spiel unbedingt gewinnen wollten."

Leipzig-Defensive als Schwachpunkt

Rangnick versuchte zur Pause, seiner Mannschaft mit einem Dreifachwechsel neues Leben einzuhauchen. Yussuf Poulsen, Marcel Halstenberg und Diego Demme kamen für Jean-Kevin Augustin, Nordi Mukiele und Bruma. Ob das ein Zeichen gewesen sei, wurde Rangnick gefragt: "Ich weiß nicht, wann ich das zum letzten Mal gemacht habe. Mehr Zeichen geht nicht." Sabitzer erklärte, man habe die Probleme in der Pause "knallhart angesprochen", der an diesem Abend geschonte und schmerzlich vermisste Spielmacher Emil Forsberg gab Poulsen folgende Worte mit: "Geh auf den Platz und zeig denen, was Mentalität ist."

Das alles blieb nicht wirkungslos, dennoch war es erst ein Patzer von Andreas Ulmer, der seinem ehemaligen Teamkollegen Laimer den Anschlusstreffer (70.) ermöglichte. Poulsen sorgte zwölf Minuten später für den Ausgleich und schien das Blatt gewendet zu haben - doch Fredrik Gulbrandsen setzte im Finish noch nach. "Wie wir wie beim 2:3 verteidigen, das ist ja fast schon traurig", meinte Sabitzer. Kevin Kampl, ebenfalls ein Ex-Salzburger, war bewusst, dass man sich "in der Defensive schleunigst stabilisieren" müsse. In nur zwei von elf Saisonpartien stand die "Null".

Am Sonntag wartet der Gang zu Trainer Adi Hütter und Cupsieger Frankfurt, der sein EL-Auswärtsspiel bei Olympique Marseille überraschend 2:1 gewann. Nach drei Runden hält man bei vier Punkten, eine weitere Niederlage ist quasi verboten. "Wenn der ein oder andere wieder an Bord ist, sind wir schon in der Lage, gegen Frankfurt ein anderes Spiel zu machen", war sich Rangnick sicher. Dann hat er auch Stürmerstar Timo Werner und Außenverteidiger Marcelo Saracchi wieder zur Verfügung.

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