Haaland

Vor Marcel Sabitzer

Haaland ist Fußballer des Jahres

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Als bisher jüngster und erster ausländischer Spieler seit 2009 - Umworbener Norweger gewann Trainer-Wahl vor Sabitzer und Alaba - 'Für mich ist das eine große Sache'.

Wien. Österreichs Fußballer des Jahres kommt erstmals seit 2010 aus der heimischen Bundesliga. Salzburg-Stürmer Erling Haaland setzte sich in der von der APA - Austria Presse Agentur unter den Trainern der zwölf Oberhaus-Clubs durchgeführten Wahl mit 27 Punkten vor den beiden Deutschland-Legionären Marcel Sabitzer (RB Leipzig/15 Pkt.) und David Alaba (Bayern München/11 Pkt.) durch.

Haaland
© APA/KRUGFOTO
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Haaland ist der erste ausländische Spieler seit dem damaligen Rapid-Kapitän Steffen Hofmann 2009, dem die Ehre zuteilwird. Dazu ist der Norweger mit 19 Jahren und knapp fünf Monaten der bisher jüngste Gewinner der Wahl. Rekordsieger Alaba war bei seiner ersten von bisher sechs Auszeichnungen im Jahr 2011 rund einen Monat älter.

"Für mich ist das eine große Sache", sagte Haaland. "Der Jüngste überhaupt und der Erste aus dem Ausland seit zehn Jahren - das ist schon etwas Spezielles. Es ist eine Ehre für mich." Ermöglicht hat sie sich der Angreifer, der im vergangenen Winter von Molde FK nach Salzburg gewechselt war, mit einem beeindruckenden Herbst. In 22 Pflichtspielen erzielte er nicht weniger als 28 Tore, acht davon alleine in der Champions League.

Haaland mit hoher Trefferquote

Seine Trefferquote hoben auch die vier Bundesliga-Trainer hervor, die Haaland auf Platz eins wählten. Neben WAC-Coach Mohamed Sahli und St. Pöltens Alexander Schmidt waren dies mit Dietmar Kühbauer und Christian Ilzer auch die beiden Trainer der Wiener Großclubs Rapid und Austria.

"Ein kompletter Spieler, der trotz seiner Jugend schon enorm weit ist", begründete Kühbauer seine Wahl. Sahli sah das ähnlich. Haaland sei für ihn "nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa ein absoluter Topspieler, der schon jetzt im Alter von 19 Jahren den Unterschied ausmachen kann". Auch Schmidt zeigte sich beeindruckt: "Diese jugendliche Frische, mit der er spielt, dieser Hunger und seine Extraklasse sind imponierend."

Ilzer attestierte dem 1,94-Meter-Mann "eine unglaubliche Entschlossenheit und eine enorme Durchschlagskraft". Nachsatz des Austria-Trainers: "Ein Weltklassestürmer, dem die Zukunft gehört." Wie lange Haaland noch in Salzburg tätig sein wird, bleibt abzuwarten. Sein Vertrag läuft noch bis 2023, der Teenager wird aber von internationalen Topclubs, allen voran Manchester United, RB Leipzig, Borussia Dortmund und Juventus Turin, heftig umworben.

Stürmer macht sich keinen Zeitdruck

Zeitdruck will sich Haaland bei seiner Entscheidung keinen auferlegen. Der Norweger gab im Gespräch mit der APA sogar eine kleine Liebeserklärung an Salzburg ab. "Für mich ist es der perfekte Ort zum Leben und der perfekte Ort, sich darauf zu konzentrieren, was wichtig ist - auf die Entwicklung und auf das Fußballspielen." Auf seine Karriereziele angesprochen sagte er aber auch unumwunden: "Ich will versuchen, in den größten Ligen der Welt etwas zu gewinnen."

In Österreich ist Haaland der erste Salzburg-Spieler seit Marc Janko 2008, der als Fußballer des Jahres ausgezeichnet wird. Aus der heimischen Bundesliga triumphierte zuletzt sein aktueller Teamkollege Zlatko Junuzovic, 2010 noch bei der Wiener Austria tätig.

Zum neunten Mal in der Geschichte der seit 1984 durchgeführten Wahl ging die Auszeichnung 2019 an einen ausländischen Legionär in der Bundesliga. Seither hatten nur die im Ausland tätigen ÖFB-Teamspieler Alaba (2011-2016), Sabitzer (2017) und Marko Arnautovic (2018) triumphiert. Vorjahressieger Arnautovic, der in der erfolgreichen EM-Qualifikation 2019 sechs Tore für Österreich erzielt hat, landete nach seinem Wechsel nach China diesmal nur auf Rang sieben.

Salzburgs Wunderkind am Sprung

Eine starkes halbes Jahr hat Salzburg-Jungstar Erling Haaland gereicht, um zu Österreichs Fußballer des Jahres 2019 gewählt zu werden. Doch kaum hat das rot-weiß-rote Kapitel des Norwegers begonnen, könnte es sich auch schon wieder schließen. Denn der 19-Jährige wird von mehreren europäischen Topclubs gejagt. Ein Wechsel in naher Zukunft zeichnet sich ab.
 
Als Sportdirektor Christoph Freund Haaland vergangenes Jahr um kolportierte fünf Millionen Euro vom norwegischen Club Molde FK holte und sich dabei offenbar gegen namhafte Konkurrenz durchsetzte, war es ein Name für Insider. Inzwischen kennt die ganze Fußballwelt "Big Earl". Das internationale Medien-Tamtam hat in Österreich bisher unbekannte Ausmaße angenommen. Dass der Kurs der Aktie Haaland derart steigt, dürfte selbst Freund nicht geahnt haben. "Wir sind davon überzeugt, dass er uns in den nächsten Jahren viel Freude bereiten wird", sagte er noch im Februar. Der Plural ist aktuell eher zu streichen - trotz eines bis 2023 laufenden Vertrages.
 
Dabei verlief der Start des 1,94-m-Mannes, der eine starke Physis mit Schnelligkeit, guter Übersicht und technischer Gewandtheit kombiniert, noch relativ ruhig. 149 Minuten in fünf Pflichtspielen absolvierte Haaland im Frühjahr, ehe er im Sommer anlässlich der U20-WM beim 12:0-Sieg Norwegens über Honduras mit einem historischen Neunerpack glänzte. Im Herbst explodierte der Sohn des einstigen England-Legionärs Alf-Inge Haaland dann mit 28 Toren in 22 Pflichtspielen förmlich - kaum eine Partie verging, in der er nicht traf.
 
Damit ist naturgemäß auch die Wahrscheinlichkeit eines jähen Endes in Salzburg stark gestiegen. Acht Tore in der Champions League, darunter ein Triple gegen Genk und ein Doppelpack gegen Napoli, haben für viel internationales Aufsehen gesorgt. RB Leipzig, Borussia Dortmund und das von seinem einstigen Molde-Coach Ole-Gunnar Solskjaer trainierte Manchester United sind medialen Gerüchten zufolge besonders interessiert.

Mit allen drei Clubs persönlich gesprochen

Mit allen drei Clubs soll Haaland vergangene Woche persönlich gesprochen haben. Ablösesummen von 20 bis 30 Millionen Euro - samt einer angeblich existierenden Ausstiegsklausel - machten die Runde. Den Deal zustande bringen könnte der italienische Star-Berater Mino Raiola, der sich aktuell um den "Goldjungen" kümmert.
 
Ein Abgang wäre für Salzburg sportlich zu verkraften. Mit Patson Daka und Hwang Hee-chan verfügt die Elf von Jesse Marsch über ein schlagkräftiges Sturmduo, weitere Alternativen sind Sekou Koita und Smail Prevljak. Finanziell wäre es aber ein neuerlicher Höhepunkt einer ohnehin schon beachtlichen Transferserie, die in den vergangenen Jahren sechs Jahren fast 300 Millionen Euro in die Clubkassa gespült hat.
 
Haaland, um einen flotten Spruch nie verlegen, interviewtechnisch vonseiten der Salzburger aber an der kurzen Leine gehalten, scheint das Zeug zum großen Star zu haben. Das sehen offenbar auch Norwegens Medien so, die ihren Hoffnungsträger bei internationalen Spielen stets begleiten.
 
Einen kleinen Schönheitsfehler hat die "Wikinger-Saga" dann aber doch: Haaland, der im vergangenen Winter mit einer Sprunggelenksverletzung nach Salzburg gekommen war, zeigte sich seiner Jugend zum Trotz nicht ganz gefeit vor körperlichen Beschwerden und verpasste im Herbst wegen einer Erkrankung und Muskel- bzw. Knieproblemen insgesamt fünf Spiele. Nur in sieben Pflichtpartien stand er über die volle Spielzeit auf dem Platz - in dieser Hinsicht eine etwas durchwachsene Bilanz. Doch auch darüber muss sich Salzburg womöglich bald nicht mehr den Kopf zerbrechen.
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