WM entschieden

Vettel sauer: 'Ziemlicher Haufen Mist'

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Deutschlands Formel-1-Star kann die WM abschreiben.

Die Entscheidung in der Formel-1-WM ist nur noch eine Frage der Zeit. Bei Sebastian Vettel machte sich nach dem Grand Prix von Japan am Sonntag in Suzuka Ernüchterung breit. Titelverteidiger Lewis Hamilton scheint nach vier Rennsiegen in Serie nicht mehr aufzuhalten. Bereits in zwei Wochen in Austin hat er gute Chancen, seinen fünften WM-Titel unter Dach und Fach zu bringen.
 
Gewinnt Hamilton auf seiner Paradestrecke in Texas, müsste Vettel bei derzeit 67 Punkten Rückstand Zweiter werden, um die Titelparty zumindest um eine Woche bis zum folgenden Rennen in Mexiko zu verschieben. Um eine bessere Ausgangsposition haben sich der Deutsche und sein Team Ferrari mit immer mehr Fehlern in den vergangenen Wochen selbst gebracht.
 

Vettel enttäuscht

Nach Rang sechs in Suzuka, den er sich durch ein ambitioniertes Manöver gegen Max Verstappen samt folgendem Dreher eingebrockt hatte, fand Vettel deutliche Worte. "Das ist ein ziemlicher Haufen Mist, der kann ja nicht mehr größer werden", sagte der enttäuschte Ferrari-Star. Ein Fehlgriff bei den Reifen im Qualifying hatte ihm davor schon Startplatz acht beschert.
 
In der zweiten Saisonhälfte ist es für Vettel fast nur noch bergab gegangen. Die Misere hatte bei seinem Heimspiel im Juli in Hockenheim ihren Lauf genommen, als der 31-Jährige als WM-Führender im Regen den Sieg wegschmiss und im Kiesbett landete. Der Nutznießer vieler hausgemachter Probleme waren Hamilton und Mercedes. "Wir haben es ihnen zuletzt zu einfach gemacht", gestand Vettel.
 
Sein misslungener Angriff gegen Verstappen war die Szene des Rennens in Japan. Vettel verteidigte sein Vorgehen in der Spoon-Kurve vehement. "Wenn ich es in der Kurve nicht versuche, kann ich auch auf dem Sofa bleiben", meinte der 31-Jährige. Der zehn Jahre jüngere Verstappen entgegnete, dass man dort gar nicht überholen könne. "Das zeigt, dass auch die erfahrensten Piloten Fehler machen können, wenn sie unter Druck sind", meinte der Red-Bull-Pilot.
 
Tatsächlich hätte Vettel auch eine Fünf-Sekunden-Strafe, die Verstappen zuvor für einen Zusammenstoß mit Kimi Räikkönen ausgefasst hatte, abwarten können, um am Niederländer vorbeizukommen. Der Deutsche war aber zu ungeduldig. Seit 2013 wartet er vergeblich auf seinen fünf WM-Titel, seinen ersten mit Ferrari.
 

"Zusammenbruch"

Nach dem "Zusammenbruch", wie es die italienische "Gazzetta dello Sport" am Montag bezeichnete, stellt sich die Frage, ob Vettel mit diesem Team überhaupt einmal Weltmeister werden kann. Erste Fragen nach einem möglichen Ferrari-Abschied wies Vettel in Japan entschieden zurück. "Wir tun alles, um zu kämpfen und dagegenzuhalten", betonte der Geschlagene. "Ich bin Teil dieses Teams. Der Geist dieser Mannschaft ist ungebrochen." Und auch Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene hielt fest: "Wir gewinnen und verlieren zusammen."
 
Selbst für Hamilton ist der Leistungsabfall der Scuderia, die im Sommer noch über das schnellste Auto verfügte, aber nicht zu erklären. Die WM sei ein Marathon und kein Sprint. "Ich hätte auf keinen Fall erwartet, dass sie so sehr nachlassen", sagte der Engländer. "Sie haben viel an Leistung verloren."
 
Die Spannung ist in der WM damit überraschend schon vier Rennen vor Schluss weitgehend dahin. Acht Punkte mehr als Vettel benötigt Hamilton in Austin, um als fünffacher Weltmeister und Nummer zwei der ewigen Bestenliste mit der argentinischen Legende Juan Manuel Fangio gleichzuziehen. "Der fünfte Weltmeistertitel wird für Lewis Hamilton kaum mehr als eine Formalität", urteilte die "Gazzetta".
 
 Texas wäre ein passender Ort für die Krönung, hält sich Hamilton doch auch privat gerne in den USA auf. Fünf von sechs bisher in Austin ausgetragenen Grand Prix hat er gewonnen. Ein weiterer Sieg würde ihm die Krone sichern, falls etwa sein Teamkollege Valtteri Bottas wie in Suzuka Zweiter wird. "Es sind immer noch 100 Punkte zu vergeben, wir dürfen nicht nachlassen", mahnte Hamilton. Sein verschmitztes Grinsen verriet aber bereits die Glücksgefühle eines alten und neuen Weltmeisters.
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