Der Beste aller Zeiten

Wunder-Marcel: Seine zehn Geheimnisse

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Österreich taumelt im Glück, und Hirscher setzt heute in Stockholm seine Erfolgsserie fort.

Es ist Österreichs großes Wintermärchen: Marcel Hirscher krönt bei der Ski-WM nicht nur sich selbst, sondern das ganze Land zur Skiweltmeisternation. Mit dem siebenten WM-Titel geht der 29-
Jährige endgültig in die große Ruhmeshalle der Skiwelt ein. Bundespräsident Alexander Van der Bellen gratuliert Hirscher stellvertretend für 8,7 Millionen Österreicher: „Ein mehr als verdienter Sieg des Ausnahmekönners und Jahrhundertskifahrers Hirscher – und ein Dreifach-Triumph der Österreicher. Herzliche Gratulation an Hirscher zu Slalom-Gold, Michi Matt zu Silber und Marco Schwarz zu Bronze.“
Aber nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Gleich nach der Siegerehrung rauschte Hirscher erst mit dem Auto von Åre nach Östersund (eine Stunde), dann flog er im Privatjet nach Salzburg.

Hirscher Salzburg Ankunft Jet
© Mike Vogl

48 Stunden blieb er daheim

Heute tritt er gleich bei seinem nächsten Bewerb an, dem Parallelrennen beim City-Event in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Der Abschied von seiner Frau und seinem Sohn fiel ihm dabei nicht leicht. Aber auch seine Verkühlung macht ihm noch zu schaffen, wie er gestern in seinem Blog schrieb: „Ich sitze, noch immer nicht fit, zu Hause und kann eigentlich schon wieder meine sieben Sachen packen.“

Hirscher ANkunft Salzburg
© MIke Vogl
Hirscher entsteigt dem Jet mit seinem Betreuerteam und trägt sein schweres Gepäck ganz unprätentiös selbst in den Airport.

Åre war Hirschers letzte Weltmeisterschaft

Aber das City-Event in Stockholm ist für Hirscher wichtig, um Weltcuppunkte zu sammeln. Mit 1.216 Punkten liegt er meilenweit vor dem zweitplatzierten Alexis Pinturault. Hirscher bewegt sich also mit Riesenschritten auf seinen achten Gesamtweltcup-Sieg zu. Ein weiterer Meilenstein.

Papa-Jahr?

Die große, bange Frage der Skination ist ­allerdings: Was kommt danach? Wird Hirscher nächste Saison seine Karriere an den Nagel hängen? Viel zu gewinnen gibt es für ihn ja nicht mehr. Dass dies seine letzte WM war, hat Hirscher jedenfalls gleich nach Åre klargemacht. Zehn Rennen wird er in dieser Saison noch bestreiten. Anschließend will er eine Pause machen, wie er sagt: „Dann wird man weitersehen.“ Fakt ist, dass er immer wieder in Interviews betont, dass er seine Vaterrolle intensiv wahrnehmen wolle. Folgt nun ein Papa-Jahr? Was immer Hirscher auch tut: Ein Fixplatz in der Sportgeschichte ist ihm sicher.

Die 10 Erfolgsgeheimnisse des weltbesten Skifahrers

 

  • Sein Vater Ferdinand: Der schnauzbärtige Sympathieträger gilt als mentale Stütze und Mastermind Marcels. Zudem ist Ferdinand Hirscher als absolute Koryphäe in Bezug auf Materialabstimmung bei fast allen Rennen seines Sohnes. Seine Expertise trifft der 63-Jährige mit untrüglichem Gespür auch per Ferndiagnose.
  • Sein kongeniales Team:  Marcels Trainer ist der kongeniale Sportwissenschaftler Michael Pircher, der stets für optimale Trainingsbedingungen sorgt. Der 40-Jährige gilt als Workaholic. Mit Thomas Graggaber und Johann Strobl stehen Hirscher die absolut besten Servicemänner zu Seite. Marcels „heilende Hand“ ist der begnadete Physiotherapeut Josef Percht.
  • Seine Laura & sein Bub: Der Skistar heiratete im Juni 2018 seine Langzeitfreundin Laura. Im Oktober wurden sie Eltern eines Buben. Wie wichtig ­Hirscher seine Familie ist, zeigt, dass er nach Rennen keine Zeit vergeudet und direkt nach Hause fliegt.
  • Seine enorme Kondition: Marcel Hirscher wuchs auf 1.500 Metern Seehöhe auf der „Stuhlalm“ auf, wo sein Vater Hüttenwirt war. Dieses Reizklima hat ihn geprägt und ist maßgeblich für seine exzeptionelle Kondition verantwortlich.
  • Sein Bewegungstalent: Ferdinand Hirscher erkannte früh die ausgeprägten motorischen Fähigkeiten seines Sohnes und förderte sie spielerisch. Dazu kommt sein außergewöhnlicher Gleichgewichtssinn, den er in frühester Kindheit beim Klettern im Gebirge ausgeprägt hat.
  • Seine mentale Stärke: Je größer der Druck, desto besser wird Hirscher. Das hat sich 2013 bei der Heim-WM in Schladming gezeigt, bei seinem fulminanten Comeback nach Knöchelbruch 2017 und jetzt in Åre.
  • Team und Spaß: Trotz seines Ehrgeizes signalisiert er immer die Freude am Skisport. Maßgeblichen Anteil haben das ÖSV-Team und sein Vater, der Hirscher nie drängte, sondern stets den Spaß in den Vordergrund stellte.
  • Seine Erdung: Hirscher ist sich bewusst, dass Skifahren nicht das Zentrum der Welt ist. Sein Onkel liegt nach einem Arbeitsunfall im Wachkoma. Vor diesen Hintergrund verliert der Skizirkus an Bedeutung.
  • Sein Material: An Hirschers Füße kommt nichts anderes als Atomic. Perfekt betreut wird der Rennstar dabei vom Atomic-Rennchef und früheren ÖSV-Slalomchef Christian Höflehner.
  • Die Hühnersuppe: Hirscher ging mit ­einer schweren Verkühlung in Åre an den Start. Die Hühnersuppe des ÖSV-Chefkochs Martin Mairhofer (wichtig: Ginseng und Wacholderblätter) päppelte Marcel auf und führte ihn zum Sieg.
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