Tränen & Therapie

Williams schockt mit Krisen-Beichte

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US-Open-Eklat von Williams während Wimbledon wieder präsent.

Tennis-Superstar Serena Williams verfolgt beim Rasen-Klassiker von Wimbledon eines ihrer letzten sportlichen Ziele. Mit einem Triumph in London würde die 37-jährige US-Amerikanerin ihren 24. Grand-Slam-Titel holen und den Rekord der Australierin Margaret Court einstellen. Im Halbfinale wartet am Donnerstag die Tschechin Barbora Strycova als Hürde. "Ich glaube an mich selbst", bekräftigte Williams.

Das zweite Semifinale bestreiten die ehemalige Weltranglisten-Leaderin Simona Halep aus Rumänien sowie Elina Switolina. Switolina ist die erste Ukrainerin im Semifinale eines Major-Turniers. Strycova ist erstmals in einem Grand-Slam-Halbfinale vertreten. Erst zwei Turniersiege auf der WTA-Tour hat die 33-Jährige bisher bejubeln dürfen, einer davon gelang ihr 2017 in Linz.

"Das macht es super-aufregend", meinte Williams nach ihrem Viertelfinal-Erfolg gegen ihre Landsfrau Alison Riske über die Unberechenbarkeit im Damen-Tennis. "Ich glaube, das spricht für das Level aller Spielerinnen, die Dichte bei den Frauen. Jede spielt extrem stark."

Sie fühle sich nach einigen verarbeiteten Krisen aber jedenfalls stark genug, um es mit der Konkurrenz in Wimbledon aufnehmen zu können. Eine dieser Krisen hat jetzt den Weg zurück in die Öffentlichkeit gefunden: Nach der denkwürdigen Final-Niederlage bei den US Open gegen die Japanerin Naomi Osaka im vergangenen September habe sie sogar therapeutische Hilfe in Anspruch genommen. Das schrieb Williams in einer jetzt erschienen Kolumne für das US-Magazin "Harper's Bazaar", in dem sie mit teilweise freizügigen Fotos abgebildet ist, die nicht am Computer nachbehandelt worden seien.

Erschöpfung wegen Schlafmangels

In dem Match gegen Osaka hatte die jahrelange Nummer eins der Welt nach verbotenen Zeichen ihres Trainers und heftiger Schiedsrichter-Kritik drei Strafen kassiert, darunter einen Game-Verlust. Anschließend hatte sie dem Unparteiischen unterstellt, er würde Männer in dieser Situation anders behandeln.

Davon wich sie auch jetzt nicht ab: "Warum werden Frauen als 'emotional, verrückt und irrational' abgestempelt, wenn sie leidenschaftlich werden", fragte sie. "Aber wenn das Männer machen, werden sie als leidenschaftlich und stark angesehen?" Jede Nacht seien ihre Gedanken anschließend darum gekreist. Sie sei aus Schlafmangel erschöpft gewesen.

Der einzige Weg, die Niederlage abzuhaken, sei eine Entschuldigung bei der 21-Jährigen gewesen, berichtete Williams jetzt. Osaka habe sie in ihrer Antwort darin bestärkt, für das zu kämpfen, woran sie glaube. "Als Naomis Antwort kam, sind mir die Tränen das Gesicht heruntergelaufen", gab die 72-fache Turniersiegerin zu.

Dass der Essay ausgerechnet in der zweiten Wimbledon-Woche abgedruckt wurde, bezeichnete sie als Zufall. Die Veröffentlichung sei schon lange geplant gewesen. Auf einem Bild posiert die Tennisspielerin mit dem Rücken zur Kamera, mit Pumps und einem goldenen Umhang, der zur Seite weht. "Serena unretuschiert - die nackte Wahrheit", wird die Story angepriesen.

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